Gewindelänge bzw. Gewindeeingriffslänge

 

Die Gewindelänge bzw. Gewindeeingriffslänge beschreibt den axialen Bereich, in dem sich Innen- und Außengewinde überlappen und somit Kräfte übertragen. Für eine sichere Schraubverbindung ist die Wahl einer ausreichend großen Eingriffslänge entscheidend, da sie maßgeblich die Tragfähigkeit des Gewindes beeinflusst. In der Praxis gilt häufig die Empfehlung Le = d, also eine Eingriffslänge in Höhe des Nenndurchmessers der Schraube. Dieser Richtwert stellt sicher, dass die Festigkeit des Innengewindes derjenigen der Schraube entspricht und somit ein ausgewogenes Tragverhalten erreicht wird. Je nach Werkstoff, Belastung und Sicherheitsanforderungen können jedoch abweichende Eingriffslängen erforderlich sein.

 

✔️ Was gilt für metrische Innengewinde?

Für Schraubverbindungen aus Stahl, Aluminium, Edelstahl usw. – also übliche technische Anwendungen – gilt der grundlegende technische Standard:

 

Empfohlene Gewindeeingriffslänge:

 

LE ≈ d

  • LEL_E = erforderliche Gewindeeingriffslänge

  • dd = Nenndurchmesser des Gewindes

 

Das bedeutet:
Ein M6-Gewinde braucht etwa 6 mm Eingriffslänge, ein M8 etwa 8 mm, usw.
Das Gewinde selbst versagt erst bei extrem kurzen Eingriffslängen unter d.

 

✔️ Warum gilt nicht 4 mal d für Metallgewinde?

Die "4 mal d-Regel" ist keine Schraubennorm, sondern eine Daumenregel für weiche Werkstoffe, z. B.:

  • Holz

  • spröde Kunststoffe

  • Leichtmetall-Druckguss

  • Materialien, bei denen das Muttermaterial erheblich schwächer ist als die Schraube

Dort muss die Einschraubtiefe vergrößert werden, damit die Scherfläche der Gewindeflanken ausreicht.

Für Stahl/Stahl-Verbindungen ist dagegen sogar Folgendes erwiesen:

Bei ungefähr gleicher Werkstofffestigkeit trägt das Innengewinde ab ca. 1 d Eingriffslänge die volle Schraubenfestigkeit.
Mehr Tiefe erhöht die Tragfähigkeit kaum noch.

Darum geben alle relevanten Maschinenbauregeln Werte um 1·d bis 1,5·d an.

 

✔️ Offizielle Normen?

Die häufig verwendeten Quellen (DIN/ISO und VDI-Richtlinien) geben keine 4·d-Regel vor.
In VDI 2230 wird die wirtschaftliche und sichere Eingriffslänge beschrieben – dort liegen empfohlene Werte ebenfalls bei etwa d.

Tabelle - Empfohlene Gewindetiefe für Regelgewinde

Gewindegröße

Empfohlene Gewindetiefe

für Regelgewinde in mm

M1 1,0
M1,2 1,2
M1,4 1,4
M1,6 1,6
M1,8 1,8
M2 2,0
M2,2 2,2
M2,5 2,5
M3 3,0
M3,5 3,5
M4 4,0
M5 5,0
M6 6,0
M7 7,0
M8 8,0
M9 9,0
M10 10,0
M12 12,0
M14 14,0
M16 16,0
M18 18,0
M20 20,0
M22 22,0
M24 24,0
M27 27,0
M30 30,0
M36 36,0

* alle Angaben ohne Gewähr.

✔️ Fazit

Die Formel t ≤ 4·d trifft für metrische Innengewinde aus Metall nicht zu.
Für klassische Schraubverbindungen gilt:

 

➡️ Empfohlene Gewindetiefe ≈ Nenndurchmesser d
➡️ Längere Eingriffslängen (z. B. 2–3 d) sind meist unnötig und bringen kaum zusätzliche Tragfähigkeit.

 

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