Die Gewindelänge bzw. Gewindeeingriffslänge beschreibt den axialen Bereich, in dem sich Innen- und Außengewinde überlappen und somit Kräfte übertragen. Für eine sichere Schraubverbindung ist die Wahl einer ausreichend großen Eingriffslänge entscheidend, da sie maßgeblich die Tragfähigkeit des Gewindes beeinflusst. In der Praxis gilt häufig die Empfehlung Le = d, also eine Eingriffslänge in Höhe des Nenndurchmessers der Schraube. Dieser Richtwert stellt sicher, dass die Festigkeit des Innengewindes derjenigen der Schraube entspricht und somit ein ausgewogenes Tragverhalten erreicht wird. Je nach Werkstoff, Belastung und Sicherheitsanforderungen können jedoch abweichende Eingriffslängen erforderlich sein.
Für Schraubverbindungen aus Stahl, Aluminium, Edelstahl usw. – also übliche technische Anwendungen – gilt der grundlegende technische Standard:
LE ≈ d
LEL_E = erforderliche Gewindeeingriffslänge
dd = Nenndurchmesser des Gewindes
Das bedeutet:
Ein M6-Gewinde braucht etwa 6 mm Eingriffslänge, ein M8 etwa 8 mm, usw.
→ Das Gewinde selbst versagt erst bei extrem kurzen Eingriffslängen unter d.
Die "4 mal d-Regel" ist keine Schraubennorm, sondern eine Daumenregel für weiche Werkstoffe, z. B.:
Holz
spröde Kunststoffe
Leichtmetall-Druckguss
Materialien, bei denen das Muttermaterial erheblich schwächer ist als die Schraube
Dort muss die Einschraubtiefe vergrößert werden, damit die Scherfläche der Gewindeflanken ausreicht.
Für Stahl/Stahl-Verbindungen ist dagegen sogar Folgendes erwiesen:
Bei ungefähr gleicher Werkstofffestigkeit trägt das Innengewinde ab ca. 1 d Eingriffslänge die volle Schraubenfestigkeit.
Mehr Tiefe erhöht die Tragfähigkeit kaum noch.
Darum geben alle relevanten Maschinenbauregeln Werte um 1·d bis 1,5·d an.
Die häufig verwendeten Quellen (DIN/ISO und VDI-Richtlinien) geben keine 4·d-Regel vor.
In VDI 2230 wird die wirtschaftliche und sichere Eingriffslänge beschrieben – dort liegen empfohlene Werte ebenfalls bei etwa d.
|
Gewindegröße |
Empfohlene Gewindetiefe für Regelgewinde in mm |
| M1 | 1,0 |
| M1,2 | 1,2 |
| M1,4 | 1,4 |
| M1,6 | 1,6 |
| M1,8 | 1,8 |
| M2 | 2,0 |
| M2,2 | 2,2 |
| M2,5 | 2,5 |
| M3 | 3,0 |
| M3,5 | 3,5 |
| M4 | 4,0 |
| M5 | 5,0 |
| M6 | 6,0 |
| M7 | 7,0 |
| M8 | 8,0 |
| M9 | 9,0 |
| M10 | 10,0 |
| M12 | 12,0 |
| M14 | 14,0 |
| M16 | 16,0 |
| M18 | 18,0 |
| M20 | 20,0 |
| M22 | 22,0 |
| M24 | 24,0 |
| M27 | 27,0 |
| M30 | 30,0 |
| M36 | 36,0 |
* alle Angaben ohne Gewähr.
Die Formel t ≤ 4·d trifft für metrische Innengewinde aus Metall nicht zu.
Für klassische Schraubverbindungen gilt:
➡️ Empfohlene Gewindetiefe ≈ Nenndurchmesser d
➡️ Längere Eingriffslängen (z. B. 2–3 d) sind meist unnötig und bringen kaum zusätzliche Tragfähigkeit.
Hier Links zu den verschiedenen Anleitungen:
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